Klaus renft Combo - Karussell

Ich will dir ein paar Freunde nennen: Renft, Caesar, Pjotr, Monster, Kuno und Jochen.

Nach ersterem haben sie Ihre Gruppe benannt und nach der Gruppe hat die Platte ihren Namen. Jahrelang haben sie nach ihrem Gesicht gesucht. Verschiedenstes ausprobiert. Sound ent- und verworfen. Titel entstanden. Kaum, daß man am Ende noch den Autor WUßte. Alle waren beteiligt.

Und nun die erste Langspielplatte. Die Aufnahmen fanden zwischen Tanzveranstaltungen und konzerten statt. Manchmal fehlte eine ganze Nacht Schlaf dazwischen, manchmal ein Instrument, das man nicht mehr rechtzeitig besorgen konnte oder das schüttelholz war auf irgendeiner Tanzsaalbühne liegengeblieben (Ersatz: Ein Plastesenfbecher mit hastig eingesammelten steinchen beim „Gänselieschen“). An Einfällen fehlte es nie. Aber welche verwenden? Einigung fiel oft schwer, denn jede stimme zählte gleichviel.

Das Resultat ... Ihr habt selbst Ohren. Hört Euch die Platte an und die sechs Freunde, die sie machten.

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Sie haben keinen Schneider und keinen gesangslehrer, kein Lichtgeflatter und keiner Pulverdampfwolken, keinen Conference und keine einstudierten mäzchen.

Sie machen Musik. Die bewegt sie. die bewegt uns. auf der Bühne sind sie sechs Musikanten, sechs Typen, eigenwillig und sich unterordnend:

Cäsar, dessen Gitarre ich überall heraushören würde, Jochen, für einen schlagzeuger ungewöhnlich ruhig, der Dicke, der sich täglich seine Bassgitarre neu erobert, Hula, der mit Steelgitarrenklängen ganze Säle nach HAWAII verlegen kann, Oschek, ideenbrütend und singend und wolf an der Orgel und der Zahlkasse, der als Leiter Fähigkeiten zu haben scheint, obwohl andere Leiter in besseren Autos fahren, vielleicht gibt er zu viel geld für die diversen Feste der Gruppe aus.

Jeder komponiert. Jeder arrangiert mit. Jeder hat an den Texten was auszusetzen.

Seit 77 zusammen, setzten sie sich auf Anhieb durch. 78 wurden sie Profis und die Band eine berliner, trotzdem bleiben sie waschechte sachsen.

Alle Wertungssendungen des Jahres 78 zusammengenommen, wurden sie zur nach Karat und den Phudys dritterfolgreichsten Gruppe erklärt. Und spätestens das schien Amiga überzeugt zu haben.

Hier ihre erste LP. Hören Sie und beurteilen Sie selbst.

 

Diese jeweils fast identischen Worte gibt Kurt Demmler 1974, respektive 79, zwei Gruppen mit auf den Weg, die das Phänomen Ostrock ausmachten. Nicht die o. g. Karat, denen es bestenfalls gelang mittels permanenter flußüberquerung ein Massensterben unter den gefiederten teichbewohnern anzurichten, noch die Phudys, welche die undankbare Aufgabe übernahmen, für Udo Lindenberg bei Rock für den frieden im Palast der Republik aufzutreten, nein Demmler’s Texte, vorgetragen mit der stimme eines Peter Cäsar Gläser, das war Ostrock.

Damit sollte jetzt einiges klar sein. Zum einen, wieso die Ära Karussell nach der scheibe „Schlaraffenberg“ aufhört, und zum anderen, warum sich keine der beiden jetzigen Anwärter Renft nennen dürfte.

Mit der hallo nr. 4 hallo nr. 4 und „Zwischen Liebe und Zorn“ begann für mich das, was Groupies ihre „Jugendliebe“ und alternde Politfunktionäre „die Richtschnur unseres Handelns“ nannten. es ist keinem, der nie erlebte wie sich u. a. ein Claus Winter in der Konzertpause hinter einen ans Ende einer Bierausschankschlange anstellte, erklärbar, warum Texte a ’la „Ketten werden knapper“ Klaus Renft Combo , „Wer die Rose ehrt“ Renft , „Entweder oder“ entweder oder , „ehrlich will ich bleiben“, „Jungs“ Das einzige Leben , „halte durch“, „Schlaraffenberg“ Schlaraffenberg oder „Keiner will sterben“ für bare Münze genommen wurden. aber alle können sich sicher sein, Daß z. B. so etwas wie „pur“, im vollen Bewußtsein ihrer fehlenden geistigen Kräfte, jeden Morgen eine viertel Stunde eher aufgestanden sind, um Gott um den Erhalt des antifaschistischen schutzwall zu bitten. denn eins ist sicher, gegen diese Jungs wären sie im direkten Vergleich nicht einmal zweiter Sieger geworden.

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