Obstbau
auf Hochstämmen
Hochstämme prägen das Landschaftsbild und
fördern in hohem Masse die biologische Vielfalt. Aus wirtschaftlichen Gründen
ist der Hochstammanbau stark zurückgegangen. Der Anbau auf Hochstämmen kann aber
speziell auf Biobetrieben auch ökonomisch interessant sein. Das Merkblatt
vermittelt dem Praktiker alle Informationen für eine erfolgreiche, ökologisch
und wirtschaftlich abgestimmte Produktion von biologischem Verwertungs- und
Tafelobst auf Hochstämmen.
Inhaltsverzeichnis:
·
Die Ansprüche an
den Standort berücksichtigen
1. Ansprüche der Bäume an Klima, Exposition und Boden beachten
2. Die Auswirkungen auf die bewirtschaftung des unternutzens nicht vergessen
·
Das GEEIGNETE Pflanzgut
wählen
1.
Welche obstarten
und –sorten anbauen?
2. Anforderungen an das pflanzgut
·
günstige
pflanzabstände und eine gezielte anordnung der bäume erleichtern die pflege
1. Guter Start dank sachgerechter Pflanzung
2.
Wann pflanzen?
3.
Bäume bei
Transport und Zwischenlagerung schützen
4.
Wie pflanzen?
· Mit wenigen und gezielten Eingriffen viel erreichen
1.
Mit einem klaren
Kronenaufbau die Folgearbeiten erleichtern
2.
Pflanzschnitt
3.
Jungbaumerziehung
4.
schnitt der
tragenden bäume
5.
wann und wie
schneiden?
·
Düngung auf Baum
und Unterwuchs abstimmen
1.
keine oder nur
spezifische düngergaben sind nötig, wenn ...
2.
mittlere bis
höhere düngegaben sind nötig, wenn ...
·
vorbeugende
maßnahmen helfen den einsatz von pflanzenschutzmitteln vermeiden
1.
Vorbeugende
Maßnahmen maximieren
2.
jungbäume
regelmäßig beobachten und schützen
·
Mäusekontrolle -
eine Daueraufgabe
Die
Ansprüche an den Standort berücksichtigen
Ansprüche der Bäume an Klima, Exposition und Boden beachten
Klima
Die verschiedenen Obstarten und -sorten haben unterschiedliche klimatische Ansprüche. Entsprechend lassen sich geeignete und nicht geeignete Lagen unterscheiden. Über die Ansprüche der Sorten finden sich Angaben in den Sortenempfehlungen dieser SITE.
Geeignete Lagen:
·
gut
durchlüftete Lagen
·
flache
oder leicht geneigte Süd- und Südwest-Exposition
UNgeeignete LAgen:
·
frostgefährdete
Lagen (Mulden- und Hangfusslagen)
·
schattige,
nass-feuchte Lagen
·
sehr
trockene oder sehr zügige Lagen
· sehr steile Lagen .(Arbeitssicherheit, Mechanisierung)
Um das Ausreifen der Flüchte sicherzustellen, muss für Lagen über 600 m ü. NN der Sorten- und Standortwahl wegen des rauhen Klimas und der kürzeren Vegetationszeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Boden
Günstige
Bodenverhältnisse sind für ein Gedeihen der Hochstammbäume wichtig. Standorte,
die zu Vernässung oder Bodenverdichtung neigen, eignen sich nicht. Ein
Bodenprofil bis in zirka 1 m Tiefe (mit mind. 60 cm Unterboden), oder
mindestens Spatenproben, kombiniert mit einer chemischen Bodenanalyse des Ober-
und Unterbodens (siehe Merkblatt «Bodenanalysen») geben wertvolle Aufschlüsse
über Aufbau, Struktur und biologische Aktivität des Bodens, um diesen auf seine
Eignung für den Anbau von Hochstammobst zu prüfen.
Merkmale
eines geeigneten Bodens:
·
Mindestens
60 cm tiefgründigkeit
·
gute
struktur und gute entwässerung
·
mittlerer
humusgehalt und hohe biologische aktivität
·
ideal
ist ein boden-säuregrad zwischen ph(h²o) 5,5 – 7,5. bei tiefem ph wird eine
aufkalkung vor der pflanzung empfohlen.
Artenspezifische Anforderungen
an den Boden:
·
der
birnbaum als ausgeprägter Tiefwurzler erträgt trockenere aber auch nassere
Standorte als der apfelbaum.
·
auf
stark kalkreichen böden (salzsäuretest) neigen birnbäume zu eisenmangel.
·
zwetschgen
ertragen auch schwerere und feuchte böden, wo äpfel nicht mehr gedeihen.
·
kirschen
wachsen auch auf flachgründigeren und schweren böden, wo äpfel nicht mehr gut
wachsen.
Maßnahmen zur bodenverbesserung:
·
bei
leichten strukturmängeln durch anbau einer gründung (mit z. b. Kleegrasmischung
oder Ölrettich) vor der Pflanzung Bodenstruktur und bodenaktivität verbessern.
·
verdichtungshorizonte
mit einer tiefenlockerung beheben: geräte 5 – 10 cm unter der verdichtungszone
führen; danach mit einsaat von tiefwurzlern wie ölrettich oder luzerne die durchwurzelung
fördern.
·
allfällige
vernässungszonen mit drainage aufheben.
·
humusarme
oder planierte böden mit gaben von gut ausgereiftem kompost oder gut
verrottetem mist verbessern und mikrobiell aktivieren. die düngmenge nach den resultaten
der bodenanalyse begrenzen.
retour
Die Auswirkungen auf die bewirtschaftung des
unternutzens nicht vergessen
Ertrag und qualität des wieslandes
Die beschattung des grasbestandes durch die bäume hat einen tieferen ertrag und eine geringe qualität des futters zur folge. ja nach bedeutung der futternutzung für den betrieb müssen deshalb unter umständen weitere baumabstände gewählt werden.
eine
extensive schnittnutzung ist in der regel gut vereinbar mit den obstbaulichen
pflegemaßnahmen. im kirschenanbau verzögert ein hoher grasbestand die
entwicklung der kirschenfliege und ist daher eine wichtige vorbeugende maßnahme
gegen den schädling.
Einschränkungen bei der
beweidung
eine
beweidung, auch mit schafen und ziegen, sollte nur erfolgen, wenn die baumstämme
gegen abrieb und fraß durch die türe geschützt sind. aus hygiene-gründen müssen
tierexkremente bis zur ernte verrottet sein.
wegen
der gefahr von bodenverdichtungen und wurzelschäden nur bei abgetrockneten
boden beweiden. obstgärten in feuchten und steilen lagen sollten nur durch
leichte tiere wie schafe oder jungrinder genutzt werden. ein unebener boden,
wie er sich durch beweidung und befahrung bei nassen boden ergibt, behindert
den einsatz von auflesemaschinen stark.
Achtsamkeit beim einsatz von hofdüngern
wird
jauche im obstgarten ausgebracht, ist darauf zu achten, daß die baumstämme
nicht bespritzt werden, da dies die entwicklung von rinden- und
wurzelkrankheiten fördern kann.
retour
Das GEEIGNETE Pflanzgut wählen
Welche obstarten und –sorten
anbauen?
Obstsorten wählen aufgrund:
·
der
beabsichtigten vermarktungswege: anbauverträge, markttrends, diversifizierung
des PRODUKTANGEBOTS, neue produkte etc.
·
eigener
verwertungsziele: z. b. direktvermarktung von tafelfrüchten, most- oder
brennobsterzeugung, industrielle verarbeitung, selbstversorgung.
·
der
klima- und bodenbedingten anbaumöglichkeiten.
·
spezieller
am standort bekannter schädlings- und krankheitsprobleme: z. b. kirschenfliege,
pfefflingerkrankheit, schrotschuss.
·
landschafts-
und naturschutzaspekten.
Obstsorten wählen aufgrund:
·
Dem
geplanten Verwendungszweck entsprechenden Eigenschaften: z.B. für die
Saftproduktion hoher Zuckergehalt, aromatisch und säurereich, gute Pressbarkeit
und Saftausbeute (siehe dazu Sortenempfehlungen für den Hochstammanbau).
·
Der
Anpassung an die Klima- und Bodenverhältnisse: Beobachtungen und
Erfahrungswerte aus der näheren Umgebung einholen.
·
Der
Kombinierbarkeit für eine ausreichende Blütenbefruchtung; besonders zu beachten
in isolierten Anlagen und wo mit wenigen Sorten gearbeitet wird.
·
Der
Robustheit gegenüber Krankheiten und Schädlingen.
·
Geringer
Ansprüche an Schnitt und Formierung.
·
Der
Staffelung der Reifezeit im Bestand.
·
Der
Stabilität der Erträge.
·
Des
Einsatzes wirtschaftlicher Erntemethoden: z.B. Schüttelbarkeit bei Brenn- und
Konservenkirschen.
·
Besonderer
Anliegen wie z.B. der Erhaltung alter Sorten.
Vorsicht beim Nachbau von
Obstbäumen
Beim langjährigen Anbau von Obstbäumen können
sich Pilze und Nematoden entwickeln, die als Wurzelschädlinge das Wachstum der
nachgesetzten Bäume stark beeinträchtigen können. Böden mit langjährigem
Obstanbau zeigen Müdigkeitserscheinungen, erkennbar durch z. B. einseitigen
Nährstoffmangel und schwachen Wuchs der Bäume.
Deshalb:
·
Wurzelwerk
sauber roden (Hauptwurzeln ausgraben, evtl. mit Stockfräse arbeiten).
·
Anbaupause
von zehn oder mehr jahren einlegen, oder einen wechsel der obstart vornehmen.
·
bodenbeurteilung
und –analyse durchführen.
·
erforderliche
maßnahmen zur bodensanierung ausführen: z. b. kompost ausbringen oder
gründüngung aussäen.
·
neue
bäume wegen der gefahr des befalls durch hallimasch - porlinge gegenüber der
alten pflanzung versetzt PLAZIEREn.
retour
Anforderungen an das pflanzgut
Pflanzgut aus biologischem Anbau
Die
Schweizer Bio – Verordnung und die Biolabel – Organisationen schreiben die
Verwendung von Jungbäumen aus biologischem Anbau vor.
Qualitätskriterien beachten
·
mindestens
7 cm stammumfang in 1 m höhe.
·
unterste
verzweigung mindestens auf 1,70 m höhe.
·
Für
die Förderung ist eine stammhöhe bis zu den ersten Leitästen von mindestens
1,20 m beim steinobst und mindestens 1,60 m beim kernobst gefordert. Für die
beweidung mit großvieh oder die maschinelle futterernte sollte der ansatz der
leitäste nicht tiefer als 2 m über dem boden liegen.
·
mindestens
3 ähnlich kräftige Leitäste (ohne konkurrenztriebe) mit flachen seitenästen.
·
kräftiges
und gesundes wurzelwerk mit reichlich faserwurzeln. HOCHSTäMMIGE containerbäume
eignen sich erfahrungsgemäß wegen ihrer faserigen, rundwachsenden wurzelwerks
nicht.
passende unterlage verwenden
mit
dem ziel, einheitliche, kräftige Bäume zu erhalten, werden die sorten auf
STANDARDISIERTE wurzelunterlagen veredelt. hochstämmige werden in der regel auf
sämlingsunterlagen gezogen. für schwach wachsende sorten und lokalsorten werden
auch so genannte stammbildner (stärkere bäume, schnellere sortenverfügbarkeit)
verwendet.
pflanzgut frühzeitig bestellen
einzelne
bäume sollten frühzeitig im herbst in der baumschule reserviert werden, da zu
diesem zeitpunkt die auswahl am größten ist. größere bestellungen, oder
spezielle wünsche wie seltene sorten sollten möglichst 3 bis 4 jahre vor dem
pflanztermin mit einem anbauvertrag in auftrag gegeben werden. neben einer
kostenreduktion erhält man dadurch ausgeglichenere und schönere bäume und
sonderwünsche, wie die höhe des astansatzes können vereinbart werden.
retour
günstige pflanzabstände und eine gezielte anordnung
der bäume erleichtern die pflege
Weite
Pflanzdistanzen verbessern die Durchlüftung und die Besonnung im Bestand und
vermindern dadurch den Krankheitsdruck. Auch die Fruchtholzgarnierung und die
Fruchtqualität werden gefördert.
Die
Pflanzabstände ergeben sich aus der Wüchsigkeit der Obstart und dem zu
erwartenden Kronendurchmesser.
Die
Bewirtschaftung des Unternutzens muß für die Wahl der Pflanzdistanz ebenfalls
berücksichtigt werden. Gras- und Weidewirtschaft bedingt weite Pflanzdistanzen
in geometrischer Anordnung für einen guten Lichteinfall und den rationellen
Maschineneinsatz zwischen den Bäumen.
Pflanzungen,
die zu nahe an Wege oder Strassen reichen, erhöhen die Unfallgefahr beim
Einsatz von Leitern, können den Straßenverkehr beeinträchtigen und führen zu
Erntegutverlusten. Randbäume sollten deshalb mindestens 7 m von Strassen und
Grundstückgrenzen gepflanzt werden.
Der
Abstand vom voraussichtlichen Kronenrand der Hochstämme zu einer Hecke sollte
mindestens 5 m betragen, damit die Arbeit mit der Obstauflesemaschine nicht
behindert wird.
Über
die gesetzlichen Mindestabstände zu Nachbargrundstücken, Strassen, Leitungen
usw. geben die lokalen Verordnungen Auskunft.
retour
Guter Start dank sachgerechter Pflanzung
Wann pflanzen?
Ist
der Boden für die Pflanzung vorbereitet, kann bei frostfreiem und gut
abgetrocknetem Boden gepflanzt werden. Die ideale Pflanzzeit ist im Spätherbst,
da sich dadurch bis zum Frühjahr ein guter Bodenschluß einstellen kann. In
frostfreien Perioden kann aber auch den Winter über bis ins Frühjahr gepflanzt
werden.
retour
Bäume bei Transport und Zwischenlagerung schützen
Die
Wurzeln der Jungbäume müssen von der Baumschule bis unmittelbar zur Pflanzung
mit Tüchern oder Plastik feucht gehalten werden. Wird nicht am gleichen Tag
gepflanzt, die Jungbäume in lockere, feucht gehaltene Erde an einem vor Mäusen
gesicherten Ort einschlagen.
retour
Wie pflanzen?
Was es zum Pflanzen braucht:
·
Als
Stütze zu jedem Baum einen etwa 2.5 m langen Pfahl mit einer Zopfstärke von 8
cm verwenden.
·
Vorzugsweise
Pfähle aus unimprägniertem, verwitterungsbeständigem Robinien-, Eichen- oder
Edelkastanienholz wählen und etwa bis zum 8. Standjahr am Baum lassen.
·
Um
den Baum am Pfahl anzubinden, nicht einschneidende und evtl. dehnbare
Materialien wie Weidenruten, Kokosschnüre oder Rasterbänder verwenden.
·
Wo
eine regelmäßige Mäusekontrolle nicht gewährleistet ist, die Baumwurzeln mit
verzinktem Maschengitter (1xL5 m groß;
10-13 mm Maschenweite) schützen.
·
Gegen
Wildverbiß durch Rehe und Hasen mindestens 1 m hohen Stammschutz aus
Maschengitter (Durchmesser zirka 20 cm) so anbringen, daß das Gitter zum Mähen
angehoben werden kann. Auch die Verwendung einer speziellen, gelochten
Schutzhülse ist möglich.
·
Bei
Beweidung des Obstgartens Jungbäume mit einem Schutzzaun mit Idealerweise 4
Pfählen schützen, die unten und oben mit Brettern fest miteinander verbunden
sind. Damit sich die Tiere am Zaun nicht kratzen, diesen mit Stacheldraht
umwickeln.
Pflanzanleitung (gemäss Bild)
·
1.
Pfahl an der Pflanzstelle 60 - 70 cm tief einschlagen.
·
Pflanzloch
mit einem Durchmesser von zirka 1 mundeiner Tiefe von 40 - 50 cm ausheben.
Rasenziegel, Oberboden und Unterboden getrennt ablegen.
·
2.
Unterboden mit grabgabel lockern.
·
3.
Mäuseschutzgitter im Pflanzloch auslegen (dazu leicht neben der mitte des
gitters einen schlitz schneiden und über den pfahl ziehen), oder das gitter
glockenförmig über den wurzelballen legen.
·
wurzeln
des baumes zur förderung der saugwurzelbildung maßvoll bis ins gesunde (weiße,
saftige) gewebe mit der schnittfläche gegen unten zurückschneiden.
·
4.
um den pfahl herum mit oberbodenmaterial einen kegel so aufschütten, daß beim
frisch gepflanzten baum die wurzelansatzstelle 5 cm (reserve für
bodenabsetzung) und die veredelungsstelle 10 – 20 cm über das bodenniveau zu
liegen kommen.
·
5.
baum auf der südostseite ds pfahles (zur vermeidung von frostrissen) mit einem
abstand von ca. 10 cm vom pfahl auf den kegel setzen und so ausrichten, daß die
leitäste nicht im rechten winkel zur fahrgasse ragen. baum an 1 – 2 stellen
nicht zu straff am pfahl festbinden. wurzeln mit oberbodenerde unter vermeidung
von hohlräumen bedecken.
·
6.
mäuseschutzgitter bis ca. 10 cm über boden eng an den stamm legen.
·
7.
restliche oberbodenerde um die wurzel; unterbodenerde in randbereiche
verteilen. höhe und ausrichtung des baumes kontrollieren.
·
8.
pflanzloch mit umgedrehten rasenziegeln abdecken.
·
wegen
der gefahr von wurzelverbrennungen nie düngemittel, frischen mist oder kompost
ins pflanzloch geben.
·
um
den bodenschluß zu beschleunigen, je nach bodenfeuchte und witterung pflanzung
mehrmals angießen.
·
um
austrocknung und Verunkrautung zu vermindern, baumscheibe mit einer dünnen
schicht mist oder Kompost abdecken.
·
pfahl
10 cm unterhalb des ersten seitenastes absägen, kanten brechen.
·
stamm-
und weideschutz anbringen.
·
9.
nach einigen wochen, nach dem absetzen der erde, befestigungsschnüre straffen
und sitz wiederholt kontrollieren.
·
nach
den letzten frösten im märz pflanzschnitt ausführen.
retour
Mit wenigen und gezielten Eingriffen viel erreichen
Ein
guter Lichteinfall bis ins Innere der Baumkrone gewährleistet eine gute
Garnierung sämtlicher Kronenpartien mit Fruchtholz. Durch angepasste Schnitt-
und Formierungseingriffe wird den einzelnen Ästen ihre Funktion zugeteilt und
die Krone geformt.
Wachstumsgesetze, die man sich zu Nutze macht:
·
Die
generative Baumleistung (Frucht- und Blütenknospenbildung) steht in
ausgeprägter Konkurrenz zur vegetativen Leistung (Triebbildung). Angestrebt
wird ein harmonisches Gleichgewicht.
·
Je
steiler ein Trieb nach oben gerichtet ist, desto stärker treibt er aus und
desto weniger setzt er Fruchtknospen an: dies wird zur Bildung der Leitäste
genutzt.
·
Je
flacher ein Trieb wächst, desto geringer ist seine Triebstärke und desto höher
ist seine Neigung zu fruchten: dies wird zur Bildung von Fruchtästen genutzt.
·
Je
dicker und steiler ein Trieb ist, desto mehr tritt er in Konkurrenz zu anderen
Trieben: deshalb unerwünschte Konkurrenztriebe frühzeitig entfernen.
retour
Mit einem klaren Kronenaufbau die Folgearbeiten
erleichtern
Bevor
Erziehungsmaßnahmen ergriffen werden, müssen die Leitäste bestimmt werden.
Diese müssen kräftig sein, die richtige Ansatzhöhe über Boden haben und dürfen
nicht im rechten Winkel in die Fahrgasse ragen.
Bei
allen Erziehungssystemen bilden der Mitteltrieb und, oder die Leitäste das
Kronengerüst. Sie sind die Träger der Fruchtäste. Jeder Leitast stellt für sich
allein betrachtet einen eigenen kleinen Baum dar. Jedem Leitast muss genügend
Platz geboten werden, um sich reichlich, bis ins Zentrum der Krone mit gut
belichteten Fruchtästen garnieren zu können.
Bewährte Erziehungssysteme:
·
Die
Rundkrone (Öschbergkrone) mit einem Mitteltrieb und 3 - 4 Leitästen.
·
Die
Ovalkrone mit 2 Leitästen: eignet sich vor allem für Steillagen.
·
Die
„Etagen“ - Krone mit einer betonten Mitte mit Fruchtästen in Etagen.
retour
Pflanzschnitt (gemäß Bild)
·
Mit der
Formierung eine Astneigung der Leitäste zum Mitteltrieb von 30° bei Birnen und
bis 45° bei den übrigen Obstarten anstreben. Dies kann durch Herunterbinden der
Äste oder mit Hilfe von Astsperren aus z. B. Holunderholz erfolgen.
·
Die Leitäste bis
zum 10. Jahr nach der Pflanzung jährlich um zirka 1/3 der Länge des
Jahrestriebes auf ein aussenstehendes Auge einkürzen (bei Birnen nur um zirka
1/4).
·
Konkurrenztriebe
entfernen.
·
Dafür bei Birnen
den zur Überbauung neigenden Mitteltrieb stärker zurücknehmen.
·
Um eine Dominanz
einzelner Leitäste zu verhindern, diese auf gleicher horizontaler Höhe
zurückschneiden („Saftwaage“).
·
Fruchtholz am
Jungbaum unter die Waagrechte binden, nicht anschneiden, bei schwachen
Jungbäumen jedoch ganz entfernen.
retour
Jungbaumerziehung (gemäss Bild)
·
Um
die Jungbaumentwicklung zu fördern, in den ersten Jahren bei schwachen Bäumen
die Blütenbüschel und Jungfrüchte grösstenteils entfernen.
·
Im
Juni und Juli Konkurrenztriebe (starke, oft auf der Astoberseite wachsende und
für den Aufbau nicht notwendige Triebe) am besten durch Reissen entfernen.
Reissen bewirkt eine rasche Wundheilung und verhindert die Bildung neuer
Triebe.
·
Nach
Triebabschluss können günstig positionierte, aber zu steil stehende Triebe mit
Klammern, Gewichten oder durch Herabbinden unter die Waagrechte zu Fruchtästen
geformt werden.
·
unterste
fruchtäste unbeschnitten tragen lassen. sobald sie dicker als 5 cm sind,
entfernen um die entwicklung der oberen partien zu fördern.
·
stamm-
und stockausschläge laufend entfernen.
retour
schnitt der tragenden bäume (gemäß Bild)
bei tragenden bäumen geht es darum, jeden leitast seinen raum zu geben und eine reichliche garnierung zu erhalten.
Grundregel:
mit wenigen Schnitten viel erreichen. Mit vielen kleinen Schnitten wird nur
unnötig Wachstum angeregt und kein klarer hierarchischer Kronenaufbau erreicht.
·
Zur
Höhenbegrenzung werden die Leitäste auf gleiche horizontale Höhe gesetzt.
·
Verkahlungen
der Baummitte sind ein Anzeichen, daß die Außenpartien zu konkurrenzstark und
zu dicht sind und somit kein Licht mehr ins Innere der Baumkrone gelangt.
·
Von
anderen Leitästen „eindringendes" Fruchtholz rausschneiden.
·
nicht
mehr fruchtbares, beschattendes und krankes holz entfernen.
retour
wann und wie schneiden?
der baumschnitt erfolgt üblicherweise im winter. bei temperaturen tiefer -8° wegen frostschäden keine bäume schneiden. jungbäume idealerweise nach den letzten winterfrösten im februar oder märz schneiden und formieren.
der winterschnitt wirkt wachstumsanregend, da die reservestoffe im winter in den wurzeln lagern und somit bei der zurückgeschnittenen krone viel stärker zur entfaltung kommen.
der schnitt während der vegetationsperiode wird verwendet, um das wachstum stark wachsender bäume zu bremsen. starke eingriffe sollten besonders bei kirsch- und nußbäumen wegen der schnelleren wundheilung ebenfalls während der vegetation vorgenommen werden.
bei alternierenden kernobstbäumen wird der schnitt vor dem tragjahr vorgenommen.
Wie?
· möglichst kleine wunde anstreben.
· größere äste immer zuerst unten einsägen, da der abbrechende ast sonst die stammrinde mitreißt.
· größere wunden mit wundverschlußmittel versiegeln, schnittwerkzeuge regelmäßig warten und desinfizieren (vorsichtsmaßnahme gegen feuerbrand).
· für den schnitt am jungbaum eine schere, für den auslichtungsschnitt eine säge verwenden.
retour
Düngung auf Baum und Unterwuchs abstimmen
Die
Nährstoffansprüche von tragenden Obstbäumen sind mit 30 - 50 kg Stickstoff, 20
kg Phosphor und 60 - 80 kg Kalium pro Hektare und Jahr im Vergleich zu anderen
Kulturen bescheiden.
Nährstoffmängel
können sich ergeben bei kalter Witterung und anhaltend nassen Böden,
Bodenverdichtungen, trockenheit oder ungünstigen nährstoffverhältnissen (z. b.
schlechte kalzium- und magnesiumaufnahme bei hohem kaligehalt).
gedüngt
wird in der regel im frühen frühjahr. ab juli / august sollte nicht oder nur noch
zurückhaltend gedüngt werden, damit das triebwachstum der bäume zum abschluß
kommt, und früchte mit hohen innerer qualität ausreifen können. ein hohes
stickstoff- und kaliumangebot zu diesem zeitpunkt wirkt diesen zielen entgegen.
beim
einsatz von hofdüngern, insbesondere kalireicher rindergülle, richten sich die
ausbringmengen nach dem kalibedarf des grasbestandes und der bäume und dem
gehalt in den bodenreserven.
nebst
hofdüngern können auch die in der hilfsstoffliste aufgeführten handelsdünger
eingesetzt werden.
häufigste mangelsymptome:
Stickstoffmangel: Helles Laub, wenig Triebwachstum
Magnesiummangel:
Dunkle Felder zwischen den Blattnerven
Eisenmangel:
Gelbe Blattfarbe bei grünen Blattnerven
kalimangel:
blattrand 1 – 3 mm braun eingetrocknet
retour
keine oder nur spezifische düngergaben sind nötig, wenn:
·
starker
jährlicher triebzuwachs (> 30 cm)
·
laub
sehr dicht und dunkelgrün
·
vor
oder während eines leerjahres
·
probleme
mit physiologischen störungen wie stippigkeit
·
geringe
futternutzung oder mulchwirtschaft
retour
mittlere bis höhere düngegaben sind nötig, wenn:
· geringes triebwachstum
· mangelsymptome auf dem laub
· vor oder während eines tragjahres
· intensive futternutzung
retour
vorbeugende maßnahmen helfen den einsatz von pflanzenschutzmitteln
vermeiden
Vorbeugende Maßnahmen maximieren
Jede Pflanzenschutzbehandlung bedeutet Arbeit, bringt Kosten für den Geräte- und Mitteleinsatz mit sich und kann das biologische Gleichgewicht im Obstgarten stören. Deshalb muss vor dem Mitteleinsatz die Notwendigkeit für eine Behandlung unbedingt abgeklärt werden.
Die
biologischen Pflanzenschutzmittel wirken fast ausschliesslich über den direkten
Kontakt und weisen eine geringe Wirkungsdauer auf. Damit rechtzeitig
eingegriffen werden kann, ist eine sorgfältige und regelmässige Überwachung der
Kulturen wichtig. Sind Befallssymptome schon offensichtlich, ist es meist zu
spät für eine biologische Massnahme!
Vorbeugende
Massnahmen sind im biologischen Pflanzenschutz von großer Bedeutung, um
Krankheiten und Schädlinge einzuschränken.
Vorbeugende Massnahmen:
·
Geeigneter
Standort.
·
Robuste
Sorten.
·
Zurückhaltende
und ausgewogene Düngung der Parzelle.
·
Baumerziehung,
die lockere, schnell abtrocknende Bäume hervorbringt.
·
Nützlingsfördernde
Massnahmen wie extensiver
·
Unternutzen,
Hecken, Buntbrachen u.a.
retour
jungbäume regelmäßig beobachten und schützen
Während Krankheiten und Schädlinge Jungbäume in ihrer Entwicklung stark hemmen oder schädigen können, rückt bei tragenden Bäumen mit zunehmendem Alter die Sicherung des Fruchtertrages und der Fruchtqualität (z. B. Wurmfreiheit) in den Vordergrund.
In
den ersten Jahren nach der Pflanzung können gezielte direkte
Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Schädlinge und Krankheiten erforderlich sein.
Blattläuse zum Beispiel können Apfel-, Kirsch- oder Zwetschgen-Jungbäume
EXISTENTIELL schädigen. Voraussetzung für
rechtzeitige Maßnahmen sind
termingerechte Kontrollen.
Die
Intensität des Pflanzenschutzeinsatzes richtet sich auch nach den
Verwendungszielen und damit den Ansprüchen an die äußere Qualität für das Obst.
Das Milchlieferungsregulativ schreibt vor, dass das Gras unmittelbar vor der
Behandlung gemäht werden muss und frühestens drei Wochen nach der Spritzung
gedörrt oder siliert werden darf.
Grundregeln für einen optimalen Pflanzenschutz:
·
Mitteleinsatz
nur wenn Bedarfsnachweis anhand von Schädlingsauszählung oder
Warndienstmitteilungen gegeben.
·
Die
wichtigsten Kontrollzeitpunkte beachten: Vor und nach der Blüte, beim
Triebabschluss und bei der Ernte. Kontrollbeobachtungen aufzeichnen und mit den
Beobachtungen der Vorjahre vergleichen, um Optimierungen einzuleiten.
·
Behandlungshäufigkeit
und Mittelwahl richten sich nach dem Befallsdruck, dem Baumalter (bei
Jungbäumen tiefere Schadenschwelle) und dem Verwendungszweck des Obstes.
·
Nur
einwandfrei gewartete und richtig eingestellte Spritzgeräte VERWENDEN.
·
Dosierungsempfehlungen
der Pflanzenschutzmittel einhalten.
·
Die
ausschliessliche Kontaktwirkung der biologischen Mittel bedingt eine gute
Benetzung sämtlicher Pflanzenteile. Dazu genügend grosse Wassermenge verwenden
und Mittel bei optimaler Geräteeinstellung mit hohem Druck ausbringen, ohne daß
das Spritzwasser vom Baum tropft (z.B. 1000 l pro ha für Schorfbehandlung).
retour
Mäusekontrolle - eine Daueraufgabe
Hoch
gewachsene bzw. „umstehende“ Wiesen bieten den Mäusen die gewünschte Deckung
und Nahrung und fördert ihre Entwicklung. Regelmässiges Ausmähen unter den
Bäumen und ein Säuberungsschnitt im Herbst beugen einem Schaden vor. Bei
Jungbäumen nützt das Einpacken der Baumwurzeln in feinmaschiges verzinkten
Drahtgeflecht mit Maschenweite 13 mm. Die Verwendung von Drahtgeflecht ist vor
allem wichtig in extensiv genutzten Wiesen mit spätem Schnittzeitpunkt und bei
Einzelbäumen.
Durch
Beweidung werden die unterirdischen Gänge teilweise zerstört und die Mäuse
vertrieben.
Greifvögel,
Katzen und andere Beutegreifer könner wesentlich zur Regulierung der
Mäusepopulation beitragen. Eine vielseitige, reich strukturierte Landschaft
fördert die Verbreitung der Mäusefeinde. Sitzstangen in jungen hochstammobstanlagen
begünstigen in einer offenen landschaft die aktivität der greifvögel.
als direkte maßnahme nur fallen oder gas
für
die mäusebekämpfung stehen im biolandbau bisher nur fallen und das vergasen zur
verfügung. der einsatz von fallen ist nur gegen die große wühlmaus genügend
wirksam und verlangt professionelles vorgehen. zum vergasen größerer
mäusebestände können benzinvergaser, die einfach zu handhaben sind, verwendet werden. da das austretende kohlenmonoxid
schwerer als luft ist, sollte gegen den wind und bei geneigten grundstücken von
unten nach oben vergast werden.
wichtig
ist nach mäuseschäden die sanierung der grasnarbe nach der schneeschmelze im
frühjahr und vor dem winter.
fang mit der schweizer ringlifalle:
·
ca.
30 – 50 cm von den maushaufen entfernt boden mit eisenstab nach mausgängen
sondieren.
·
mit
spaten etwa 25 cm langen, geraden gangabschnitt freilegen.
·
in
jede gangrichtung eine mit erde von gerüchen gereinigte, angerostete falle etwa
10 cm tief einführen.
·
falle
mit farbigen stäben durch die federöse fixieren.
·
mit
etwas gras die gangöffnung leicht abdecken.
·
nach
1 – 4 stunden fallen kontrollieren. mit erde verstoßene fallen an anderer
stelle neu einrichten. fallen nicht über nacht aufgestellt lassen, da
mäuseräuber die mäuse mit der falle entfernen.
·
zur
kontrolle gang offen lassen und
markierstock belassen, maushaufen ausebnen und nach 1 – 2 tagen nachsehen, ob
der gang neu verstoßen wurde.
Vergasen mit Spezialgeräten:
·
Wo
Mäuse vermutet werden, Gänge mit Stabsonde ausfindig machen. Gangöffnung weiten
und markieren.
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Nach
ein paar Stunden kontrollieren. Wenn Gang verstossen, diesen wieder öffnen und
3 - 5 Meter lang Gas einströmen lassen. Bei langen Gangsystemen nach zirka 10
Minuten nochmals Gas einlassen. Offene Gänge markieren und Maushaufen ausebnen.
Bei Feldmäusen zu zweit arbeiten, wobei eine Person laufend sämtliche
Gangöffnungen schliesst.
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2 3 tage später kontrollieren und eventuell nochmals vergasen.