Obstbau auf Hochstämmen

Hochstämme prägen das Landschaftsbild und fördern in hohem Masse die biologische Vielfalt. Aus wirtschaftlichen Gründen ist der Hochstammanbau stark zurückgegangen. Der Anbau auf Hochstämmen kann aber speziell auf Biobetrieben auch ökonomisch interessant sein. Das Merkblatt vermittelt dem Praktiker alle Informationen für eine erfolgreiche, ökologisch und wirtschaftlich abgestimmte Produktion von biologischem Verwertungs- und Tafelobst auf Hochstämmen.

 

Inhaltsverzeichnis:

·        Die Ansprüche an den Standort berücksichtigen

1.      Ansprüche der Bäume an Klima, Exposition und Boden beachten

2.      Die Auswirkungen auf die bewirtschaftung des unternutzens nicht vergessen

·        Das GEEIGNETE Pflanzgut wählen

1.      Welche obstarten und –sorten anbauen?

2.      Anforderungen an das pflanzgut

·        günstige pflanzabstände und eine gezielte anordnung der bäume erleichtern die pflege

1.      Guter Start dank sachgerechter Pflanzung

2.      Wann pflanzen?

3.      Bäume bei Transport und Zwischenlagerung schützen

4.      Wie pflanzen?

·        Mit wenigen und gezielten Eingriffen viel erreichen

1.      Mit einem klaren Kronenaufbau die Folgearbeiten erleichtern

2.      Pflanzschnitt

3.      Jungbaumerziehung

4.      schnitt der tragenden bäume

5.      wann und wie schneiden?

·        Düngung auf Baum und Unterwuchs abstimmen

1.      keine oder nur spezifische düngergaben sind nötig, wenn ...

2.      mittlere bis höhere düngegaben sind nötig, wenn ...

·        vorbeugende maßnahmen helfen den einsatz von pflanzenschutzmitteln vermeiden

1.      Vorbeugende Maßnahmen maximieren

2.      jungbäume regelmäßig beobachten und schützen

·        Mäusekontrolle - eine Daueraufgabe

 

Die Ansprüche an den Standort berücksichtigen

Ansprüche der Bäume an Klima, Exposition und Boden beachten

Klima

Die verschiedenen Obstarten und -sorten haben unterschiedliche klimatische Ansprüche. Entsprechend lassen sich geeignete und nicht geeignete Lagen unterscheiden. Über die Ansprüche der Sorten finden sich Angaben in den Sortenempfehlungen dieser SITE.

Geeignete Lagen:

·        gut durchlüftete Lagen

·        flache oder leicht geneigte Süd- und Südwest-Exposition

UNgeeignete LAgen:

·        frostgefährdete Lagen (Mulden- und Hangfusslagen)

·        schattige, nass-feuchte Lagen

·        sehr trockene oder sehr zügige Lagen

·        sehr steile Lagen .(Arbeitssicherheit, Mechanisierung)

Um das Ausreifen der Flüchte sicherzustellen, muss für Lagen über 600 m ü. NN der Sorten- und Standortwahl wegen des rauhen Klimas und der kürzeren Vegetationszeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Boden

Günstige Bodenverhältnisse sind für ein Gedeihen der Hochstammbäume wichtig. Standorte, die zu Vernässung oder Bodenverdichtung neigen, eignen sich nicht. Ein Bodenprofil bis in zirka 1 m Tiefe (mit mind. 60 cm Unterboden), oder mindestens Spatenproben, kombiniert mit einer chemischen Bodenanalyse des Ober- und Unterbodens (siehe Merkblatt «Bodenanalysen») geben wertvolle Aufschlüsse über Aufbau, Struktur und biologische Aktivität des Bodens, um diesen auf seine Eignung für den Anbau von Hochstammobst zu prüfen.

Merkmale eines geeigneten Bodens:

·        Mindestens 60 cm tiefgründigkeit

·        gute struktur und gute entwässerung

·        mittlerer humusgehalt und hohe biologische aktivität

·        ideal ist ein boden-säuregrad zwischen ph(h²o) 5,5 – 7,5. bei tiefem ph wird eine aufkalkung vor der pflanzung empfohlen.

Artenspezifische Anforderungen an den Boden:

·        der birnbaum als ausgeprägter Tiefwurzler erträgt trockenere aber auch nassere Standorte als der apfelbaum.

·        auf stark kalkreichen böden (salzsäuretest) neigen birnbäume zu eisenmangel.

·        zwetschgen ertragen auch schwerere und feuchte böden, wo äpfel nicht mehr gedeihen.

·        kirschen wachsen auch auf flachgründigeren und schweren böden, wo äpfel nicht mehr gut wachsen.

Maßnahmen zur bodenverbesserung:

·        bei leichten strukturmängeln durch anbau einer gründung (mit z. b. Kleegrasmischung oder Ölrettich) vor der Pflanzung Bodenstruktur und bodenaktivität verbessern.

·        verdichtungshorizonte mit einer tiefenlockerung beheben: geräte 5 – 10 cm unter der verdichtungszone führen; danach mit einsaat von tiefwurzlern wie ölrettich oder luzerne die durchwurzelung fördern.

·        allfällige vernässungszonen mit drainage aufheben.

·        humusarme oder planierte böden mit gaben von gut ausgereiftem kompost oder gut verrottetem mist verbessern und mikrobiell aktivieren. die düngmenge nach den resultaten der bodenanalyse begrenzen.

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Die Auswirkungen auf die bewirtschaftung des unternutzens nicht vergessen

Ertrag und qualität des wieslandes

Die beschattung des grasbestandes durch die bäume hat einen tieferen ertrag und eine geringe qualität des futters zur folge. ja nach bedeutung der futternutzung für den betrieb müssen deshalb unter umständen weitere baumabstände gewählt werden.

eine extensive schnittnutzung ist in der regel gut vereinbar mit den obstbaulichen pflegemaßnahmen. im kirschenanbau verzögert ein hoher grasbestand die entwicklung der kirschenfliege und ist daher eine wichtige vorbeugende maßnahme gegen den schädling.

Einschränkungen bei der beweidung

eine beweidung, auch mit schafen und ziegen, sollte nur erfolgen, wenn die baumstämme gegen abrieb und fraß durch die türe geschützt sind. aus hygiene-gründen müssen tierexkremente bis zur ernte verrottet sein.

wegen der gefahr von bodenverdichtungen und wurzelschäden nur bei abgetrockneten boden beweiden. obstgärten in feuchten und steilen lagen sollten nur durch leichte tiere wie schafe oder jungrinder genutzt werden. ein unebener boden, wie er sich durch beweidung und befahrung bei nassen boden ergibt, behindert den einsatz von auflesemaschinen stark.

Achtsamkeit beim einsatz von hofdüngern

wird jauche im obstgarten ausgebracht, ist darauf zu achten, daß die baumstämme nicht bespritzt werden, da dies die entwicklung von rinden- und wurzelkrankheiten fördern kann.

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Das GEEIGNETE Pflanzgut wählen

Welche obstarten und –sorten anbauen?

Obstsorten wählen aufgrund:

·        der beabsichtigten vermarktungswege: anbauverträge, markttrends, diversifizierung des PRODUKTANGEBOTS, neue produkte etc.

·        eigener verwertungsziele: z. b. direktvermarktung von tafelfrüchten, most- oder brennobsterzeugung, industrielle verarbeitung, selbstversorgung.

·        der klima- und bodenbedingten anbaumöglichkeiten.

·        spezieller am standort bekannter schädlings- und krankheitsprobleme: z. b. kirschenfliege, pfefflingerkrankheit, schrotschuss.

·        landschafts- und naturschutzaspekten.

Obstsorten wählen aufgrund:

·        Dem geplanten Verwendungszweck entsprechenden Eigenschaften: z.B. für die Saftproduktion hoher Zuckergehalt, aromatisch und säurereich, gute Pressbarkeit und Saftausbeute (siehe dazu Sortenempfehlungen für den Hochstammanbau).

·        Der Anpassung an die Klima- und Bodenverhältnisse: Beobachtungen und Erfahrungswerte aus der näheren Umgebung einholen.

·        Der Kombinierbarkeit für eine ausreichende Blütenbefruchtung; besonders zu beachten in isolierten Anlagen und wo mit wenigen Sorten gearbeitet wird.

·        Der Robustheit gegenüber Krankheiten und Schädlingen.

·        Geringer Ansprüche an Schnitt und Formierung.

·        Der Staffelung der Reifezeit im Bestand.

·        Der Stabilität der Erträge.

·        Des Einsatzes wirtschaftlicher Erntemethoden: z.B. Schüttelbarkeit bei Brenn- und Konservenkirschen.

·        Besonderer Anliegen wie z.B. der Erhaltung alter Sorten.

Vorsicht beim Nachbau von Obstbäumen

Beim langjährigen Anbau von Obstbäumen können sich Pilze und Nematoden entwickeln, die als Wurzelschädlinge das Wachstum der nachgesetzten Bäume stark beeinträchtigen können. Böden mit langjährigem Obstanbau zeigen Müdigkeitserscheinungen, erkennbar durch z. B. einseitigen Nährstoffmangel und schwachen Wuchs der Bäume.

Deshalb:

·        Wurzelwerk sauber roden (Hauptwurzeln ausgraben, evtl. mit Stockfräse arbeiten).

·        Anbaupause von zehn oder mehr jahren einlegen, oder einen wechsel der obstart vornehmen.

·        bodenbeurteilung und –analyse durchführen.

·        erforderliche maßnahmen zur bodensanierung ausführen: z. b. kompost ausbringen oder gründüngung aussäen.

·        neue bäume wegen der gefahr des befalls durch hallimasch - porlinge gegenüber der alten pflanzung versetzt PLAZIEREn.

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Anforderungen an das pflanzgut

Pflanzgut aus biologischem Anbau

Die Schweizer Bio – Verordnung und die Biolabel – Organisationen schreiben die Verwendung von Jungbäumen aus biologischem Anbau vor.

Qualitätskriterien beachten

·        mindestens 7 cm stammumfang in 1 m höhe.

·        unterste verzweigung mindestens auf 1,70 m höhe.

·        Für die Förderung ist eine stammhöhe bis zu den ersten Leitästen von mindestens 1,20 m beim steinobst und mindestens 1,60 m beim kernobst gefordert. Für die beweidung mit großvieh oder die maschinelle futterernte sollte der ansatz der leitäste nicht tiefer als 2 m über dem boden liegen.

·        mindestens 3 ähnlich kräftige Leitäste (ohne konkurrenztriebe) mit flachen seitenästen.

·        kräftiges und gesundes wurzelwerk mit reichlich faserwurzeln. HOCHSTäMMIGE containerbäume eignen sich erfahrungsgemäß wegen ihrer faserigen, rundwachsenden wurzelwerks nicht.

passende unterlage verwenden

mit dem ziel, einheitliche, kräftige Bäume zu erhalten, werden die sorten auf STANDARDISIERTE wurzelunterlagen veredelt. hochstämmige werden in der regel auf sämlingsunterlagen gezogen. für schwach wachsende sorten und lokalsorten werden auch so genannte stammbildner (stärkere bäume, schnellere sortenverfügbarkeit) verwendet.

pflanzgut frühzeitig bestellen

einzelne bäume sollten frühzeitig im herbst in der baumschule reserviert werden, da zu diesem zeitpunkt die auswahl am größten ist. größere bestellungen, oder spezielle wünsche wie seltene sorten sollten möglichst 3 bis 4 jahre vor dem pflanztermin mit einem anbauvertrag in auftrag gegeben werden. neben einer kostenreduktion erhält man dadurch ausgeglichenere und schönere bäume und sonderwünsche, wie die höhe des astansatzes können vereinbart werden.

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günstige pflanzabstände und eine gezielte anordnung der bäume erleichtern die pflege

Weite Pflanzdistanzen verbessern die Durchlüftung und die Besonnung im Bestand und vermindern dadurch den Krankheitsdruck. Auch die Fruchtholzgarnierung und die Fruchtqualität werden gefördert.

Die Pflanzabstände ergeben sich aus der Wüchsigkeit der Obstart und dem zu erwartenden Kronendurchmesser.

Die Bewirtschaftung des Unternutzens muß für die Wahl der Pflanzdistanz ebenfalls berücksichtigt werden. Gras- und Weidewirtschaft bedingt weite Pflanzdistanzen in geometrischer Anordnung für einen guten Lichteinfall und den rationellen Maschineneinsatz zwischen den Bäumen.

Pflanzungen, die zu nahe an Wege oder Strassen reichen, erhöhen die Unfallgefahr beim Einsatz von Leitern, können den Straßenverkehr beeinträchtigen und führen zu Erntegutverlusten. Randbäume sollten deshalb mindestens 7 m von Strassen und Grundstückgrenzen gepflanzt werden.

Der Abstand vom voraussichtlichen Kronenrand der Hochstämme zu einer Hecke sollte mindestens 5 m betragen, damit die Arbeit mit der Obstauflesemaschine nicht behindert wird.

Über die gesetzlichen Mindestabstände zu Nachbargrundstücken, Strassen, Leitungen usw. geben die lokalen Verordnungen Auskunft.

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Guter Start dank sachgerechter Pflanzung

Wann pflanzen?

Ist der Boden für die Pflanzung vorbereitet, kann bei frostfreiem und gut abgetrocknetem Boden gepflanzt werden. Die ideale Pflanzzeit ist im Spätherbst, da sich dadurch bis zum Frühjahr ein guter Bodenschluß einstellen kann. In frostfreien Perioden kann aber auch den Winter über bis ins Frühjahr gepflanzt werden.

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Bäume bei Transport und Zwischenlagerung schützen

Die Wurzeln der Jungbäume müssen von der Baumschule bis unmittelbar zur Pflanzung mit Tüchern oder Plastik feucht gehalten werden. Wird nicht am gleichen Tag gepflanzt, die Jungbäume in lockere, feucht gehaltene Erde an einem vor Mäusen gesicherten Ort einschlagen.

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Wie pflanzen?

Was es zum Pflanzen braucht:

·        Als Stütze zu jedem Baum einen etwa 2.5 m langen Pfahl mit einer Zopfstärke von 8 cm verwenden.

·        Vorzugsweise Pfähle aus unimprägniertem, verwitterungsbeständigem Robinien-, Eichen- oder Edelkastanienholz wählen und etwa bis zum 8. Standjahr am Baum lassen.

·        Um den Baum am Pfahl anzubinden, nicht einschneidende und evtl. dehnbare Materialien wie Weidenruten, Kokosschnüre oder Rasterbänder verwenden.

·        Wo eine regelmäßige Mäusekontrolle nicht gewährleistet ist, die Baumwurzeln mit verzinktem Maschengitter (1xL5 m groß;  10-13  mm Maschenweite) schützen.

·        Gegen Wildverbiß durch Rehe und Hasen mindestens 1 m hohen Stammschutz aus Maschengitter (Durchmesser zirka 20 cm) so anbringen, daß das Gitter zum Mähen angehoben werden kann. Auch die Verwendung einer speziellen, gelochten Schutzhülse ist möglich.

·        Bei Beweidung des Obstgartens Jungbäume mit einem Schutzzaun mit Idealerweise 4 Pfählen schützen, die unten und oben mit Brettern fest miteinander verbunden sind. Damit sich die Tiere am Zaun nicht kratzen, diesen mit Stacheldraht umwickeln.

Pflanzanleitung (gemäss Bild)

·        1. Pfahl an der Pflanzstelle 60 - 70 cm tief einschlagen.

·        Pflanzloch mit einem Durchmesser von zirka 1 mundeiner Tiefe von 40 - 50 cm ausheben. Rasenziegel, Oberboden und Unterboden getrennt ablegen.

·        2. Unterboden mit grabgabel lockern.

·        3. Mäuseschutzgitter im Pflanzloch auslegen (dazu leicht neben der mitte des gitters einen schlitz schneiden und über den pfahl ziehen), oder das gitter glockenförmig über den wurzelballen legen.

·        wurzeln des baumes zur förderung der saugwurzelbildung maßvoll bis ins gesunde (weiße, saftige) gewebe mit der schnittfläche gegen unten zurückschneiden.

·        4. um den pfahl herum mit oberbodenmaterial einen kegel so aufschütten, daß beim frisch gepflanzten baum die wurzelansatzstelle 5 cm (reserve für bodenabsetzung) und die veredelungsstelle 10 – 20 cm über das bodenniveau zu liegen kommen.

·        5. baum auf der südostseite ds pfahles (zur vermeidung von frostrissen) mit einem abstand von ca. 10 cm vom pfahl auf den kegel setzen und so ausrichten, daß die leitäste nicht im rechten winkel zur fahrgasse ragen. baum an 1 – 2 stellen nicht zu straff am pfahl festbinden. wurzeln mit oberbodenerde unter vermeidung von hohlräumen bedecken.

·        6. mäuseschutzgitter bis ca. 10 cm über boden eng an den stamm legen.

·        7. restliche oberbodenerde um die wurzel; unterbodenerde in randbereiche verteilen. höhe und ausrichtung des baumes kontrollieren.

·        8. pflanzloch mit umgedrehten rasenziegeln abdecken.

·        wegen der gefahr von wurzelverbrennungen nie düngemittel, frischen mist oder kompost ins pflanzloch geben.

·        um den bodenschluß zu beschleunigen, je nach bodenfeuchte und witterung pflanzung mehrmals angießen.

·        um austrocknung und Verunkrautung zu vermindern, baumscheibe mit einer dünnen schicht mist oder Kompost abdecken.

·        pfahl 10 cm unterhalb des ersten seitenastes absägen, kanten brechen.

·        stamm- und weideschutz anbringen.

·        9. nach einigen wochen, nach dem absetzen der erde, befestigungsschnüre straffen und sitz wiederholt kontrollieren.

·        nach den letzten frösten im märz pflanzschnitt ausführen.

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Mit wenigen und gezielten Eingriffen viel erreichen

 

Ein guter Lichteinfall bis ins Innere der Baumkrone gewährleistet eine gute Garnierung sämtlicher Kronenpartien mit Fruchtholz. Durch angepasste Schnitt- und Formierungseingriffe wird den einzelnen Ästen ihre Funktion zugeteilt und die Krone geformt.

Wachstumsgesetze, die man sich zu Nutze macht:

·        Die generative Baumleistung (Frucht- und Blütenknospenbildung) steht in ausgeprägter Konkurrenz zur vegetativen Leistung (Triebbildung). Angestrebt wird ein harmonisches Gleichgewicht.

·        Je steiler ein Trieb nach oben gerichtet ist, desto stärker treibt er aus und desto weniger setzt er Fruchtknospen an: dies wird zur Bildung der Leitäste genutzt.

·        Je flacher ein Trieb wächst, desto geringer ist seine Triebstärke und desto höher ist seine Neigung zu fruchten: dies wird zur Bildung von Fruchtästen genutzt.

·        Je dicker und steiler ein Trieb ist, desto mehr tritt er in Konkurrenz zu anderen Trieben: deshalb unerwünschte Konkurrenztriebe frühzeitig entfernen.

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Mit einem klaren Kronenaufbau die Folgearbeiten erleichtern

Bevor Erziehungsmaßnahmen ergriffen werden, müssen die Leitäste bestimmt werden. Diese müssen kräftig sein, die richtige Ansatzhöhe über Boden haben und dürfen nicht im rechten Winkel in die Fahrgasse ragen.

Bei allen Erziehungssystemen bilden der Mitteltrieb und, oder die Leitäste das Kronengerüst. Sie sind die Träger der Fruchtäste. Jeder Leitast stellt für sich allein betrachtet einen eigenen kleinen Baum dar. Jedem Leitast muss genügend Platz geboten werden, um sich reichlich, bis ins Zentrum der Krone mit gut belichteten Fruchtästen garnieren zu können.

Bewährte Erziehungssysteme:

·        Die Rundkrone (Öschbergkrone) mit einem Mitteltrieb und 3 - 4 Leitästen.

·        Die Ovalkrone mit 2 Leitästen: eignet sich vor allem für Steillagen.

·        Die „Etagen“ - Krone mit einer betonten Mitte mit Fruchtästen in Etagen.

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Pflanzschnitt (gemäß Bild)

·        Mit der Formierung eine Astneigung der Leitäste zum Mitteltrieb von 30° bei Birnen und bis 45° bei den übrigen Obstarten anstreben. Dies kann durch Herunterbinden der Äste oder mit Hilfe von Astsperren aus z. B. Holunderholz erfolgen.

·        Die Leitäste bis zum 10. Jahr nach der Pflanzung jährlich um zirka 1/3 der Länge des Jahrestriebes auf ein aussenstehendes Auge einkürzen (bei Birnen nur um zirka 1/4).

·        Konkurrenztriebe entfernen.

·        Dafür bei Birnen den zur Überbauung neigenden Mitteltrieb stärker zurücknehmen.

·        Um eine Dominanz einzelner Leitäste zu verhindern, diese auf gleicher horizontaler Höhe zurückschneiden („Saftwaage“).

·        Fruchtholz am Jungbaum unter die Waagrechte binden, nicht anschneiden, bei schwachen Jungbäumen jedoch ganz entfernen.

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Jungbaumerziehung (gemäss Bild)

·        Um die Jungbaumentwicklung zu fördern, in den ersten Jahren bei schwachen Bäumen die Blütenbüschel und Jungfrüchte grösstenteils entfernen.

·        Im Juni und Juli Konkurrenztriebe (starke, oft auf der Astoberseite wachsende und für den Aufbau nicht notwendige Triebe) am besten durch Reissen entfernen. Reissen bewirkt eine rasche Wundheilung und verhindert die Bildung neuer Triebe.

·        Nach Triebabschluss können günstig positionierte, aber zu steil stehende Triebe mit Klammern, Gewichten oder durch Herabbinden unter die Waagrechte zu Fruchtästen geformt werden.

·        unterste fruchtäste unbeschnitten tragen lassen. sobald sie dicker als 5 cm sind, entfernen um die entwicklung der oberen partien zu fördern.

·        stamm- und stockausschläge laufend entfernen.

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schnitt der tragenden bäume (gemäß Bild)

bei tragenden bäumen geht es darum, jeden leitast seinen raum zu geben und eine reichliche garnierung zu erhalten.

Grundregel: mit wenigen Schnitten viel erreichen. Mit vielen kleinen Schnitten wird nur unnötig Wachstum angeregt und kein klarer hierarchischer Kronenaufbau erreicht.

·        Zur Höhenbegrenzung werden die Leitäste auf gleiche horizontale Höhe gesetzt.

·        Verkahlungen der Baummitte sind ein Anzeichen, daß die Außenpartien zu konkurrenzstark und zu dicht sind und somit kein Licht mehr ins Innere der Baumkrone gelangt.

·        Von anderen Leitästen „eindringendes" Fruchtholz rausschneiden.

·        nicht mehr fruchtbares, beschattendes und krankes holz entfernen.

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wann und wie schneiden?

der baumschnitt erfolgt üblicherweise im winter. bei temperaturen tiefer -8° wegen frostschäden keine bäume schneiden. jungbäume idealerweise nach den letzten winterfrösten im februar oder märz schneiden und formieren.

der winterschnitt wirkt wachstumsanregend, da die reservestoffe im winter in den wurzeln lagern und somit bei der zurückgeschnittenen krone viel stärker zur entfaltung kommen.

der schnitt während der vegetationsperiode wird verwendet, um das wachstum stark wachsender bäume zu bremsen. starke eingriffe sollten besonders bei kirsch- und nußbäumen wegen der schnelleren wundheilung ebenfalls während der vegetation vorgenommen werden.

bei alternierenden kernobstbäumen wird der schnitt vor dem tragjahr vorgenommen.

Wie?

·        möglichst kleine wunde anstreben.

·        größere äste immer zuerst unten einsägen, da der abbrechende ast sonst die stammrinde mitreißt.

·        größere wunden mit wundverschlußmittel versiegeln, schnittwerkzeuge regelmäßig warten und desinfizieren (vorsichtsmaßnahme gegen feuerbrand).

·        für den schnitt am jungbaum eine schere, für den auslichtungsschnitt eine säge verwenden.

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Düngung auf Baum und Unterwuchs abstimmen

Die Nährstoffansprüche von tragenden Obstbäumen sind mit 30 - 50 kg Stickstoff, 20 kg Phosphor und 60 - 80 kg Kalium pro Hektare und Jahr im Vergleich zu anderen Kulturen bescheiden.

Nährstoffmängel können sich ergeben bei kalter Witterung und anhaltend nassen Böden, Bodenverdichtungen, trockenheit oder ungünstigen nährstoffverhältnissen (z. b. schlechte kalzium- und magnesiumaufnahme bei hohem kaligehalt).

gedüngt wird in der regel im frühen frühjahr. ab juli / august sollte nicht oder nur noch zurückhaltend gedüngt werden, damit das triebwachstum der bäume zum abschluß kommt, und früchte mit hohen innerer qualität ausreifen können. ein hohes stickstoff- und kaliumangebot zu diesem zeitpunkt wirkt diesen zielen entgegen.

beim einsatz von hofdüngern, insbesondere kalireicher rindergülle, richten sich die ausbringmengen nach dem kalibedarf des grasbestandes und der bäume und dem gehalt in den bodenreserven.

nebst hofdüngern können auch die in der hilfsstoffliste aufgeführten handelsdünger eingesetzt werden.

häufigste mangelsymptome:

Stickstoffmangel:   Helles Laub, wenig Triebwachstum

Magnesiummangel: Dunkle Felder zwischen den Blattnerven

Eisenmangel: Gelbe Blattfarbe bei grünen Blattnerven

kalimangel: blattrand 1 – 3 mm braun eingetrocknet

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keine oder nur spezifische düngergaben sind nötig, wenn:

·        starker jährlicher triebzuwachs (> 30 cm)

·        laub sehr dicht und dunkelgrün

·        vor oder während eines leerjahres

·        probleme mit physiologischen störungen wie stippigkeit

·        geringe futternutzung oder mulchwirtschaft

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mittlere bis höhere düngegaben sind nötig, wenn:

·        geringes triebwachstum

·        mangelsymptome auf dem laub

·        vor oder während eines tragjahres

·        intensive futternutzung

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vorbeugende maßnahmen helfen den einsatz von pflanzenschutzmitteln vermeiden

Vorbeugende Maßnahmen maximieren

Jede Pflanzenschutzbehandlung bedeutet Arbeit, bringt Kosten für den Geräte- und Mitteleinsatz mit sich und kann das biologische Gleichgewicht im Obstgarten stören. Deshalb muss vor dem Mitteleinsatz die Notwendigkeit für eine Behandlung unbedingt abgeklärt werden.

Die biologischen Pflanzenschutzmittel wirken fast ausschliesslich über den direkten Kontakt und weisen eine geringe Wirkungsdauer auf. Damit rechtzeitig eingegriffen werden kann, ist eine sorgfältige und regelmässige Überwachung der Kulturen wichtig. Sind Befallssymptome schon offensichtlich, ist es meist zu spät für eine biologische Massnahme!

Vorbeugende Massnahmen sind im biologischen Pflanzenschutz von großer Bedeutung, um Krankheiten und Schädlinge einzuschränken.

Vorbeugende Massnahmen:

·        Geeigneter Standort.

·        Robuste Sorten.

·        Zurückhaltende und ausgewogene Düngung der Parzelle.

·        Baumerziehung, die lockere, schnell abtrocknende Bäume hervorbringt.

·        Nützlingsfördernde Massnahmen wie extensiver

·        Unternutzen, Hecken, Buntbrachen u.a.

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jungbäume regelmäßig beobachten und schützen

Während Krankheiten und Schädlinge Jungbäume in ihrer Entwicklung stark hemmen oder schädigen können, rückt bei tragenden Bäumen mit zunehmendem Alter die Sicherung des Fruchtertrages und der Fruchtqualität (z. B. Wurmfreiheit) in den Vordergrund.

In den ersten Jahren nach der Pflanzung können gezielte direkte Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Schädlinge und Krankheiten erforderlich sein. Blattläuse zum Beispiel können Apfel-, Kirsch- oder Zwetschgen-Jungbäume EXISTENTIELL schädigen. Voraussetzung für  rechtzeitige  Maßnahmen  sind  termingerechte Kontrollen.

Die Intensität des Pflanzenschutzeinsatzes richtet sich auch nach den Verwendungszielen und damit den Ansprüchen an die äußere Qualität für das Obst. Das Milchlieferungsregulativ schreibt vor, dass das Gras unmittelbar vor der Behandlung gemäht werden muss und frühestens drei Wochen nach der Spritzung gedörrt oder siliert werden darf.

Grundregeln für einen optimalen Pflanzenschutz:

·        Mitteleinsatz nur wenn Bedarfsnachweis anhand von Schädlingsauszählung oder Warndienstmitteilungen gegeben.

·        Die wichtigsten Kontrollzeitpunkte beachten: Vor und nach der Blüte, beim Triebabschluss und bei der Ernte. Kontrollbeobachtungen aufzeichnen und mit den Beobachtungen der Vorjahre vergleichen, um Optimierungen einzuleiten.

·        Behandlungshäufigkeit und Mittelwahl richten sich nach dem Befallsdruck, dem Baumalter (bei Jungbäumen tiefere Schadenschwelle) und dem Verwendungszweck des Obstes.

·        Nur einwandfrei gewartete und richtig eingestellte Spritzgeräte VERWENDEN.

·        Dosierungsempfehlungen der Pflanzenschutzmittel einhalten.

·        Die ausschliessliche Kontaktwirkung der biologischen Mittel bedingt eine gute Benetzung sämtlicher Pflanzenteile. Dazu genügend grosse Wassermenge verwenden und Mittel bei optimaler Geräteeinstellung mit hohem Druck ausbringen, ohne daß das Spritzwasser vom Baum tropft (z.B. 1000 l pro ha für Schorfbehandlung).

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Mäusekontrolle - eine Daueraufgabe

Hoch gewachsene bzw. „umstehende“ Wiesen bieten den Mäusen die gewünschte Deckung und Nahrung und fördert ihre Entwicklung. Regelmässiges Ausmähen unter den Bäumen und ein Säuberungsschnitt im Herbst beugen einem Schaden vor. Bei Jungbäumen nützt das Einpacken der Baumwurzeln in feinmaschiges verzinkten Drahtgeflecht mit Maschenweite 13 mm. Die Verwendung von Drahtgeflecht ist vor allem wichtig in extensiv genutzten Wiesen mit spätem Schnittzeitpunkt und bei Einzelbäumen.

Durch Beweidung werden die unterirdischen Gänge teilweise zerstört und die Mäuse vertrieben.

Greifvögel, Katzen und andere Beutegreifer könner wesentlich zur Regulierung der Mäusepopulation beitragen. Eine vielseitige, reich strukturierte Landschaft fördert die Verbreitung der Mäusefeinde. Sitzstangen in jungen hochstammobstanlagen begünstigen in einer offenen landschaft die aktivität der greifvögel.

als direkte maßnahme nur fallen oder gas

für die mäusebekämpfung stehen im biolandbau bisher nur fallen und das vergasen zur verfügung. der einsatz von fallen ist nur gegen die große wühlmaus genügend wirksam und verlangt professionelles vorgehen. zum vergasen größerer mäusebestände können benzinvergaser, die einfach zu handhaben sind,  verwendet werden. da das austretende kohlenmonoxid schwerer als luft ist, sollte gegen den wind und bei geneigten grundstücken von unten nach oben vergast werden.

wichtig ist nach mäuseschäden die sanierung der grasnarbe nach der schneeschmelze im frühjahr und vor dem winter.

fang mit der schweizer ringlifalle:

·        ca. 30 – 50 cm von den maushaufen entfernt boden mit eisenstab nach mausgängen sondieren.

·        mit spaten etwa 25 cm langen, geraden gangabschnitt freilegen.

·        in jede gangrichtung eine mit erde von gerüchen gereinigte, angerostete falle etwa 10 cm tief einführen.

·        falle mit farbigen stäben durch die federöse fixieren.

·        mit etwas gras die gangöffnung leicht abdecken.

·        nach 1 – 4 stunden fallen kontrollieren. mit erde verstoßene fallen an anderer stelle neu einrichten. fallen nicht über nacht aufgestellt lassen, da mäuseräuber die mäuse mit der falle entfernen.

·        zur kontrolle gang offen lassen  und markierstock belassen, maushaufen ausebnen und nach 1 – 2 tagen nachsehen, ob der gang neu verstoßen wurde.

Vergasen mit Spezialgeräten:

·        Wo Mäuse vermutet werden, Gänge mit Stabsonde ausfindig machen. Gangöffnung weiten und markieren.

·        Nach ein paar Stunden kontrollieren. Wenn Gang verstossen, diesen wieder öffnen und 3 - 5 Meter lang Gas einströmen lassen. Bei langen Gangsystemen nach zirka 10 Minuten nochmals Gas einlassen. Offene Gänge markieren und Maushaufen ausebnen. Bei Feldmäusen zu zweit arbeiten, wobei eine Person laufend sämtliche Gangöffnungen schliesst.

·        2 – 3 tage später kontrollieren und eventuell nochmals vergasen.

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